Richtig Lüften ist im Winter ein wichtiges Thema.
Was soll mit Lüften erreicht werden:
- Austausch der „verbrauchten“ Raumluft gegen frische sauerstoffreiche Luft
- Abtransport der in der Raumluft enthaltenen Feuchtigkeit
- Abtransport evtl. vorhandener Luftschadstoffe
- Zuführen von trockener Frischluft
Was sollte beim Lüften auf keinen Fall passieren:
- Auskühlen von Wand-oder Bodenbauteilen
- Ansammlung von Kaltluft im Bodenbereich ohne wirklich die Raumluft zu tauschen
- Übermäßiger Heizwärmeverlust durch zu langes oder zu häufiges Lüften
- Kondensation von Luftfeuchtigkeit an kalten Wandbauteilen weil zu spät oder zu wenig gelüftet wird (Schimmelgefahr)
Wie bekommt man diese unterschiedlichen Anforderungen unter einen Hut?
Fenster auf nach Gefühl, so passiert es meistens. Wenn man ein gutes Gefühl dafür hat, mag das sogar mal klappen. Einfacher und sicherer ist es jedoch, sich erst mal über den Zustand der Luft zu informieren.
Wir verwenden dafür ein kleines elektronisches Messgerät mit digitaler Anzeige wie im Titelbild.
Was können solche Geräte?
Die große Zahl oben zeigt den CO² Gehalt der Raumluft in ppm (parts per million) an. 400 wäre Frischluft draußen. Bei 1600 kann man über Lüften nachdenken, bei 1800 ppm wird die Anzeige rot und es sollte dringend gelüftet werden. Viel CO² steht gleichbedeutend mit geringem Sauerstoffgehalt der Luft. Das CO² kommt vor allem aus der ausgeatmeten Luft der Personen im Raum. Wenn sich mehrere Personen in einem Zimmer über längere Zeit unterhalten kann der Wert auch schnell mal auf 3000 ppm oder mehr hochgehen. Folgen eines stark erhöhten Co² Gehalts sind Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Kopfschmerzen.
So ist der CO² Gehalt auch der erste Indikator für Lüftungsbedarf.
In der unteren Zeile rechts steht die relative Luftfeuchtigkeit in %. Idealerweise sollte die zwischen 30 und 60% liegen. Im Winter und bei Altbauten eher 50% am oberen Ende. Unter 30% wäre die Luft zu trocken und kann zu Kratzen im Hals oder Reizhusten führen.
Links unten steht dann die Raumtemperatur. Da muss jeder selbst wissen wie warm er es haben möchte. Hier nur der Hinweis für ungedämmte Altbauten, dass man im Winter die Raumtemperatur nicht unter 16°C absinken lassen sollte.
Was fange ich mit diesen Informationen an?
Erster Indikator für Lüftungsbedarf ist der CO² Gehalt. Liegt der im Bereich unter 1300 ppm, und die Luftfeuchtigkeit bei 50% oder weniger, besteht auch kein Lüftungsbedarf. Das kann in Räumen die weniger genutzt werden, durchaus den ganzen Tag so sein.
Steigt der Wert über 1600 ppm und/oder die Luftfeuchtigkeit auf über 60%, dann ist Lüften angesagt. Gelüftet wird so lange, bis der CO² Wert wieder auf ca. 500 bis 600 ppm gefallen ist. Das ist das Zeichen das die Raumluft einmal komplett getauscht wurde. Mehr ist nicht nötig! Durch länger Lüften wird die Luft nicht frischer, der Raum kühlt nur weiter aus!
Wie lüfte ich am Besten?
Jeder hat das bestimmt schon mal irgendwo gelesen. Entweder Stoßlüften, also die vorhandenen Fenster weit aufmachen oder, noch besser, Querlüftung. Da werden gegenüberliegende Fenster gleichzeitig voll geöffnet. (Vorher die Briefmarkensammlung wegräumen ;-)) Auf keinen Fall mit gekippten Fenstern lüften, das liefert kaum Luftaustausch, bringt aber eine ganze Menge Kälte in den Raum.
Dazu hier ein Beispiel aus der Praxis ohne wissenschaftlichen Anspruch:
Stoßlüftung: Start bei 9 Sekunden, zwei Fensterflügel voll geöffnet. CO² bei 1471 ppm, Luftfeuchtigkeit 48%
Stoßlüftung: Ende bei 05:18 Minuten.CO² bei 467 ppm, Luftfeuchtigkeit 32%, die Raumtemperatur ist um 1,6°C gesunken. So soll es sein!
Lüftung mit gekippten Fenstern: Start bei 7 Sekunden, CO² bei 1430 ppm, Luftfeuchtigkeit bei 44%
Zwischenstand Lüftung mit gekippten Fenstern. Nach 25 Minuten ist der CO² Wert erst um ca. 200 ppm gesunken, die Luftfeuchtigkeit liegt noch bei 42%, auch die Raumtemperatur hat sich nicht groß geändert. Ich merkte aber das es an den Füßen immer kälter wurde.
Also habe ich das Messgerät einmal auf den Fußboden gestellt und noch mal 12 Minuten gewartet. Hier tat sich nun nach 37 Minuten zumindest etwas. CO² auf 885 ppm und Luftfeuchtigkeit auf 38%. Ich habe das Experiment dann abgebrochen.
Fazit:
Die Stoßlüftung hat in kurzer Zeit alle Anforderungen erfüllt, verbrauchte Luft und enthaltene Luftfeuchtigkeit waren in 5 Minuten entsorgt. Nach etwa einer viertel Stunde hatte der Raum fast wieder die alte Temperatur erreicht.
Das Kipplüften hat auf Höhe der Anrichte selbst nach mehr als 20 Minuten so gut wie keine Wirkung gezeigt. Auf dem Boden war dann nach 37 Minuten ein Teilerfolg zu sehen. In der Zeit hatte sich die Luft im Bodenbereich deutlich abgekühlt, gefühlt viel mehr wie auf dem Thermometer angezeigt wird. Das Ziel des Lüftens wurde überhaupt nicht erreicht.
Wenn das dauerhaft so durchgeführt wird, wird weder die verbrauchte Luft, noch die Feuchtigkeit vernünftig abgeführt. Hier wäre es dann auch nicht verwunderlich wenn sich in Außenwandecken später mal Schimmel zeigt.
Bei den jetzt aktuellen Außentemperaturen von – 3°C zeigt das Gerät bereits nach 2 Minuten an, das der Luftaustausch fertig ist. So kurz hätten wir nach Gefühl nie gelüftet.
Diese Art der Luftgüteüberwachung beim Lüften halte ich für deutlich besser als ein Lüften nur nach Gefühl. Es können sowohl unnötige, wie auch unnötig lange Lüftungsvorgänge vermieden werden und man hat die Luftfeuchtigkeit unter Kontrolle.