Wirtschaftlichkeit und Entwicklung in der Zukunft
Lohnt sich das überhaupt?
Diese Frage wird oft zum Thema energetische Sanierung gestellt. Betrachten wir zunächst einmal die finanzielle Seite.
In der Grafik oben sehen Sie ein Hochrechnung unseres Sanierungsvorhabens auf 20 Jahre. Das ist aus persönlicher Sicht eine lange Zeit, bezogen auf die Lebensdauer von Gebäuden nur ein kleiner Teil.
„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Dieses Zitat wird wechselweise Mark Twain oder Karl Valentin zugeschrieben. Wer auch immer das gesagt hat, er hat auch heute noch Recht. Viel mehr Recht als es uns lieb ist.
Die Hochrechnung auf 20 Jahre habe ich deshalb einmal mit 1% Preissteigerung pro Jahr und einmal mit 3% Preissteigerung pro Jahr durchgeführt. Die 1% sehe ich als ziemlich sicher an, sie liegen noch deutlich unter der aktuellen Inflationsrate. Ob die 3% Preissteigerung tatsächlich in jedem Jahr so eintreten, ist nicht sicher. Ich sehe das eher als „Worst-Case“ Szenario. Wenn man jedoch sieht, wie hoch die Ausgaben für Energie eines kleinen Haushalts mit einem Einfamilienhaus in den nächsten 20 Jahren sein können, sollte man sich auch damit beschäftigen. Im oberen Bereich sind die Werte für den reinen Energieverbrauch dargestellt, im unteren Bereich der Verbrauch und die Abnutzung der eingesetzten Verbraucher. Der orange Balken zeigt immer den Wert nach Sanierung, der blaue den Wert wenn man nichts unternimmt.
Egal, welche Paarung man betrachtet, in der Sanierungsvariante sind die Ausgaben immer um ca. 100.000 € geringer.
Meine Meinung
- Energetische Sanierung macht unabhängig(er). Jede Kilowattstunde Energie, die nicht fossilen Ursprungs ist, sondern aus Umweltenergie wie Umweltwärme oder Sonneneinstrahlung gewonnen wird, erhöht die Unabhängigkeit von externen Energielieferungen und Lieferketten. Umweltenergie ist direkt vor der Haustür oder auf dem Dach verfügbar, muss nicht von weit her mit Schiffen oder Pipelines geliefert werden, und es gibt auch keinen Lieferanten der eine Rechnung schreibt.
- Energetische Sanierung lohnt sich.
Grundsätzlich bedeutet jede energetische Sanierung eine Verbesserung des IST-Zustands. Das wird langfristig immer positive Auswirkungen auf die Umwelt und auch den eigenen Geldbeutel haben.
Wichtig ist es hierbei, das Sanierungskonzept an die individuelle Situation des Gebäudes und der Nutzer anzupassen. Das gilt auch für das finanzielle Engagement der Eigentümer. Eine Sanierung nach Goldstandard, welche den Eigentümern dann aufgrund der finanziellen Verpflichtungen schlaflose Nächte bereitet, kann und darf nicht das Ziel sein. In diesem Beitrag wird die finanzielle Seite unserer Sanierung vorgestellt. Das wird genau so sicher nicht auf jedes Gebäude umsetzbar sein. Dennoch stecken in jedem Gebäude bei Anwendung einer 360° Betrachtung Optimierungsmöglichkeiten. Aber schauen Sie selbst…..
Wie sind wir vorgegangen?
- Im ersten Schritt werden alle Energieverbraucher erfasst. Dies geschieht in der blauen Tabelle. Für jede Art von Verbrauchern ist dort eine Zeile zur Auswahl vorkonfiguriert. Nicht benötigte Verbraucher werden ausgeblendet.
- Dann erfolgt die Eingabe der IST-Daten wie Verbrauch im letzten Jahr, gefahrene Kilometer, Verbrauch/100 Km (bereits umgerechnet in kWh) Wirkungsgrad, Anschaffungskosten und die geplante Nutzungsdauer
- Anschaffungskosten und Nutzungsdauer werden grundsätzlich eingegeben
- Die Werte der weiteren Spalten werden automatisch berechnet
- Die in der Preisinfo eingetragenen Beschaffungspreise werden als Basis aller Kalkulationen verwendet und sollten dem aktuellen Stand zum Planungszeitpunkt entsprechen.
- Sollte im IST-Zustand bereits eine PV-Anlage vorhanden sein wird diese im hellgrün hinterlegten Bereich mit erfasst.
- Im zweiten Schritt wird in der orangen Tabelle festgelegt mit welchen Verbrauchern zukünftig die Aufgaben Heizung, Warmwasser und Mobilität erledigt werden sollen. Hier kann zum Beispiel statt der Gasheizung nun eine Wärmepumpe eingetragen werden. Es ist aber genau so möglich die Gasheizung beizubehalten, den Verbrauch der Gasheizung auf einen geringen Wert festzulegen und dann die Wärmepumpe hinzuzufügen. Also ein hybrides Heizungssystem! Ähnlich bei den Fahrzeugen. Diese können einfach beibehalten werden oder es wird, wie in meinem Beispiel, ein Benzin-PKW durch ein E-Auto ersetzt.
- Sollte im IST-Zustand noch keine Photovoltaikanlage vorhanden gewesen sein, kann sie nun hinzugefügt werden. Das Haupt-oder ein Nebengebäude muss natürlich auch dafür geeignet sein.
- Nun ist alles fertig um eine erste Hochrechnung zu machen. Oder es werden verschiedene Varianten der Sanierung kalkuliert. Die Ergebnisse liegen in wenigen Sekunden vor und dienen als Entscheidungshilfe für die richtigen Sanierungsschritte.
Fazit:
Die Beschreibung oben hört sich zunächst sehr aufwändig an. Dem ist aber nicht so. Wenn alle Verbrauchsdaten vorliegen und das Gebäude erfasst ist dauert es ca. eine Viertel Stunde bis die richtige Variante gefunden ist.
Woher kommen jetzt die hohen Einsparungen, sowohl bei den Kosten als auch beim Energieverbrauch und CO² Ausstoß? Das Geheimnis liegt in der Nutzung von Umweltenergien und optimalen Wirkungsgraden.
So beträgt der Energieverbrauch nach Sanierung 18.900 kWh. Davon stammen 15.790 kWh aus erneuerbaren Energien.
Die Verbrauchskosten haben sich auf fast die Hälfte reduziert, die erzielte Nutzleistung ist nahezu gleich geblieben. Aufgrund der teureren Anlagentechnik wird über die AfA ein Teil der ersparten Bezugskosten wieder verloren. Wie in der Langzeitbetrachtung zu sehen ist, verliert dieser Umstand mit den Jahren immer mehr an Bedeutung.
Entscheidend ist am Ende die hohe Unabhängigkeit von Energieeinkäufen. Für den erneuerbaren Anteil gibt es von niemandem eine Rechnung.
Ich habe für die Darstellung der Zusammenhänge bewusst unser Beispiel gewählt. Es zeigt erstens was bei weitgehender Ausnutzung der sogenannten Sektorenkopplung möglich ist.
Zweitens ist dieses Sanierungsmodell jetzt bei uns ein Jahr im Betrieb und die realen Zahlen zeigen, das die Kalkulation bestens aufgeht.
Dieses Beispiel soll auch einen Denkanstoß dafür liefern das Thema Energie in seiner gesamten Auswirkung zu betrachten. Es wird sich nicht in jedem Haus oder Haushalt alles umsetzen lassen. Doch bevor man sich entscheidet sollte man zumindest die Möglichkeiten kennen.
Zum Vergleich:
Berechnung ohne Mobilität
In der zu Beginn ausgeführten Berechnung waren alle Werte inkl. Mobilität dargestellt. Hier nun zum Vergleich die Werte ohne Mobilität. Die Gebäudeparameter sind gleich geblieben.
Hier zeigt sich der Einfluß der Eigenstromnutzung auf die Rentabilität der PV-Anlage. Der der Ladestrom des E-Autos wegfällt beträgt der genutzte Eigenstrom nur noch 4440 kWh statt 6.240 kWh. Die Amortisationszeit verlängert sich um 2 Jahre von 9 auf 11 Jahre und der Gewinn nach Amortisation sinkt um 9.000€. Das kann auch die um 148€ im Jahr gestiegene Einspeisevergütung nicht ausgleichen.
In der Hochrechnung auf 20 Jahre ist die Ersparnis im Sanierungszustand bei den reinen Verbrauchskosten im Verhältnis noch mal höher, da der Anteil zugekaufter Endenergie weiter gesunken ist.
Für welche Variante man sich auch entscheidet, der Nutzen der Sanierung mit PV-Anlage und Wärmepumpe ist immer deutlich.
Wenn Sie an einer Auswertung für Ihr Haus, bzw. Ihrer energetischen Gesamtbilanz interessiert sind und die Einsparpotenziale nutzen möchten, bitte ich um Kontaktaufnahme.